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Das Beste kommt zum Schluss

Von Anegada führte uns unser Weg zur nächsten Insel der BVI`s: Tortola. Den ersten Stopp wollten wir vor Anker in einer Bucht im Osten der Insel machen, danach sollte es weiter zur Inselhauptstadt Roadtown gehen. Laut Reiseführer sollte sie ein echtes Highlight sein mit botanischem Garten und einer lebhaften Innenstadt.

Bei der Auswahl unseres ersten Ankerplatzes hatte ich mich nur auf unseren Revierführer verlassen und nicht zusätzlich vorher in der aktuellen Navionics Seekarte nachgeschaut. Das stellte sich eindeutig als ein Fehler heraus :-), aber doch noch rechtzeitig genug, um ein größeres Unglück zu verhindern. Unser Revierführer ist nämlich nicht der aktuellste. Das Werk, das Dietmar noch vor Beginn unserer Reise erworben hatte, war von 2007 und gab für die besagte Bucht eine Wassertiefe von 16 bis 24 Fuß an. Das wäre prima und ausreichend für unseren Tiefgang von 2,60m gewesen. Die aktuelle elektronische Seekarte zeigte aber nur eine Wassertiefe zwischen 0,8 und 1,8 Metern an der besagten Stelle an. Das wäre dann wohl voll in die Hose gegangen. Aber auf den BVI`s liegen die Buchten nie weit auseinander und somit fanden wir direkt gegenüber in der Bucht auch eine schöne Mooring. Dort hatten wir dann sogar noch neun Meter türkisblaues Wasser unter dem Kiel. Das sollte reichen. In der näheren Umgebung gab es aber nicht viel zu erkunden. Vor uns eine winzige Insel und hinter uns eine luxuriöse Marina. Beides war heute nicht nach unserem Geschmack. So verschoben wir den Landgang auf den nächsten Tag uns ließen einfach ein bisschen die Seele baumeln.

Erwartungsvoll machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg nach Roadtown. In der Bucht gibt es zwei Marinas. Vor einer davon fanden wir eine Mooring, an der wir festmachten. Nachdem die größte Mittagshitze vorbei war, machten wir das Dinghi klar und suchten das nächste Dinghi-Dock. Unser Weg führte und dabei tief in die Marina. Schon recht weit vorne lagen wirklich traurig weil schäbig aussehende Boote. Weiter hinten fanden wir mehrere, die schon halb unter Wasser lagen. Das war auf jeden Fall kein besonders einladender Start. Irgendwann fanden wir dann einen Platz für unser Dinghi und machten uns entlang der Hauptstraße in Richtung Ortszentrum auf den Weg. Irgendwie sah es hier aber auch nicht besser aus 🙁 In der Nähe der Marina fanden wir noch einen Yachtshop, der anscheinend aus einer anderen Zeit stammte. Eine dicke Staubschicht bedeckte die wenigen Dinge, die dort angeboten wurden. Dietmar ist ja eigentlich immer gerne bereit, irgendetwas zu kaufen. Aber hier wurde nicht einmal er fündig. Noch ein wirklich trauriger Anblick auf unserem Weg. Nach gut zwei Stunden beendeten wir enttäuscht unseren Stadtbummel. Eine so hässliche und ungepflegte Stadt hatten wir lange nicht mehr gesehen. Obwohl ich meine Kamera dabei hatte, hatte ich kein einziges Foto gemacht. Das sagt ja eigentlich alles. Nicht mal einen Supermarkt haben wir gefunden, der uns hätte trösten können. Enttäuscht machten wir uns auf den Weg zurück zur Marina. Die SY VIA war mittlerweile auch in Roadtown angekommen und lag ein paar Moorings weiter hinter uns. Natürlich legten wir dort noch einen kurzen Stopp ein und wurden gleich mit einem Sun-Downer getröstet. Danach sah die Welt schon wieder viel besser aus 🙂

Als wir uns am nächsten Morgen auf den Weg nach Jost van Dyke machten, waren wir uns einig, dass Tortola für uns kein besonderes Highlight der BVIS war. Etwas entschädigte uns aber, dass die Mooring, an der wir die Nacht verbracht hatten, wenigstens kostenlos gewesen war.

Der kurze Schlag hinüber zur nächsten Insel bescherte uns überraschend viel Wind bis 31 Knoten und die CESARINA legte sich ordentlich ins Zeug. So konnten wir uns eine Mooring im noch recht leeren Mooringfeld vor Great Harbour aussuchen. Wir hatten anscheinend genau die richtige Zeit erwischt 🙂 Nach und nach trudelten immer mehr Yachten ein und bald spielten diese die „Reise nach Jerusalem“, denn es waren eindeutig mehr Yachten als freie Moorings im Spiel. Die Szenen, die sich dort abspielten, hatten für uns einen hohen Unterhaltungswert. Wie beim Hafenkino nur eben ohne Hafen. Recht nahe am Strand lag eine private Mooring, die nur vom Besitzer benutzt werden darf. Von weitem war sie aber von den anderen nicht zu unterscheiden. So schossen mehrfach zwei oder drei Boote mit Vollgas durchs Mooringfeld, um diese vermeintlich freie Übernachtungsmöglichkeit als erster zu erreichen. Das es zu keinen Kollisionen kam, war zum Teil wirklich überraschend.

Irgendwann wurde mir das Hafenkino aber zu dumm und ich entschied mich für ein erfrischendes Bad. Zwar musste man hier immer auf der Hut sein, nicht von einem jagdeifrigen Skipper über den Haufen gefahren zu werden, aber ich überlebte auch diese Herausforderung.

Zum Sun-Downer fuhren wir wieder zusammen mit der VIA-Crew mit dem Dinghi an Land. Legendär und weltbekannte ist die Bar von Foxy, die an diesem Strand liegt. Und wir hatten auch die Ehre, den Hausherren persönlich anzutreffen. Etwas am Rand, zwischen der Bar und dem eigenen Souvenirladen, saß er mit seiner Gitarre und plauschte mit den Leuten, die vorbei kamen. Jedem hatte er eine nette Geschichte zu erzählen 🙂 Die Cocktails waren gut und während die Männer in der Bar die Stellung hielten, machten die Frauen einen Erkundungstour durch den kleinen Ort und die Souvenirläden. Hier fühlten wir uns wieder wohl. Alles war etwas verschlafen und etwas unaufgeräumt auf eine liebenswerte karibische Art. Zum Abendessen fuhren wir wieder zurück auf unsere Boote, um danach noch auf der CESARINA bei einer Flasche Wein zusammen zu sitzen. So ging dieser schöne Abend erst recht spät zu Ende :-), aber wir wollten jede Minuten nutzen, bevor die Drei sich wieder auf den Rückweg nach Europa machen müssen.

Am nächsten Morgen klarierten wir aus und statteten dann der örtlichen Bäckerei noch einen Besuch ab. Wir kamen genau im richtigen Moment. Frische Zimtschnecken lagen noch warm auf dem Tresen und auch das Brot war gerade erst frisch aus dem Ofen gekommen. So konnte uns auf dem „weiten“ Weg nach St. Johns (US Virgin Islands) nichts mehr passieren.

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