Reisen mal anders
Gelegentlich steht man im Ausland vor organisatorischen Schwierigkeiten, mit denen man nicht gerechnet hätte. So musste Dietmar innerhalb einer bestimmten Frist einige offizielle Dinge regeln. Was nun? Zurück nach Deutschland? Nicht nötig, es geht auch einfacher. Wir machten einen Termin mit der deutschen Botschaft in Lissabon aus. Eigentlich schade, noch vor drei Wochen lagen wir direkt vor deren Haustür. Jetzt gestaltete sich der anstehende Besuch es doch ein bisschen aufwändiger. Unser erster Weg führt uns zum Bahnhof. Nach Faro hatte sich eine Zugfahrt als bequemste und günstigste Reisemöglichkeit angeboten. Nach Lissabon sah die Lage aber etwas anders aus. Die Fahrt sollte über vier Stunden dauern bei knapp 300 Kilometern Entfernung und kostete für uns beide zusammen 100 € (Hin- und Rückfahrt). Somit war für uns klar, wir mieten uns ein Auto.
Morgen um zehn konnten wir das gute Stück direkt am Marina Office übernehmen. Ein Fiat Punto, der aussah, als hätte er die Beulenpest 🙂 Ein echtes Urlaubsauto halt. Nachdem wir sichergestellt hatten, dass wir weder alte noch neue Beuten bei der Autorückgabe bezahlen mussten (manchmal sind Versicherungen doch eine tolle Sache), faltete sich Dietmar hinter das Steuer und wir düsten los. „Düsen“ kann im Zusammenhang mit diesem Auto leider nur im ironischen Sinne verwendet werden. Wenn Dietmar vor einer Steigung nicht ausreichend Schwung geholt hatte, musste er manchmal sogar bis in den ersten Gang zurückschalten. Die Untermotorisierung hatte aber einen klaren Vorteil: Das üblich Streitthema „Du fährst mal wieder viel zu schnell“ war in den nächsten beiden Tagen wirklich kein Thema mehr 🙂
Nach Lissabon sollte es erst morgen gehen, da die Botschaft für heute keinen Termin mehr für uns frei hatte. Daher machten wir uns auf den Weg zum Cabo de São Vicente und nach Sagres. Mit unserer SUMMER hatten wir den südwestlichsten Punkt Europas zwar schon passiert, gesehen hatten wir aber wegen des dichten Nebels nichts. Daher genossen wir diesen für uns ungewohnten Landausflug mit dem Auto an der wirklich sehr schönen und noch nicht verbauten Küste.
Am späten Nachmittag nutzten wir unser Luxusauto als Lastenesel und gingen einkaufen. Genau wie ihr es gewohnt seid, wanderten Getränke und Lebensmittel in unseren Einkaufswagen ohne Berücksichtigung von Gewicht und Packmaßen. Zurück auf der SUMMER dauerte es aber dann eine ganze Weile, bis alles ordentlich verstaut war. So ein Großeinkauf ist auf einer Yacht immer ein guter Grund, mal die Küche und alle Vorratslagerplätze gründlich durchzusortieren. Und man ist immer wieder erstaunt, was man dabei alles wiederfindet.
Für unseren Ausflug nach Lissabon hatten wir Unterstützung erhalten, denn Hille und Torsten von der SY INFINITY wollten uns begleiten. Um pünktlich um 11 Uhr an der Botschaft zu sein, starteten wir um kurz nach sieben Uhr vom Parkplatz hinter der Marina. Unser Navi hatte sich statt für die schnellste Route für die kürzeste Strecke entschieden. So kamen wir in den Genuss, noch weitere sehr schöne Landstriche zu durchfahren, bis es Dietmar und Thorsten auf der kurvigen Landstraße bei durchschnittlichen 70 Km/h dann endgültig zu dumm wurde. So legten wir die zweite Hälfe des Weges doch auf der Autobahn zurück und erreichten unser Ziel bequem vor der Zeit. Sogar ein Parkplatz direkt vor dem Eingang der deutschen Botschaft war für uns frei.
Während Dietmar seine Angelegenheiten regelte, tranken wir zu dritt im Café des gegenüberliegenden Parks einen leckeren Kaffee. Nach einer Stunde war alles erledigt. Wir gönnten uns noch eine kleine Stärkung und brachen dann zu Fuß in Richtung Innenstadt auf. Diesmal fanden wir die Straßenbahnlinie 28 und drehten mit ihr wie im Reiseführer empfohlen eine Runde vorbei an den verschiedenen Sehenswürdigkeiten und den einzigartigen, schmalen Straßen von Lissabon. Irgendwie versöhnte uns dieser kurze Ausflug wieder mit Lissabon. Im nächsten Jahr schauen wir auf jeden Fall nochmal ausführlicher vorbei.
Zurück in Lagos ließen wir den Abend ganz ungewöhnlich ausklingen. Zum Abendessen gab es nicht wie üblich „Chicken Piri-Piri“, sondern heute war asiatische Küche angesagt. Als wäre es ganz normal, bestellten Hille und Torsten unser Essen auf Chinesisch. Wir waren sprachlos J und die Bedienung begeistert. Ein krönender Abschluss für einen schönen Tag mit uns liebgewonnenen Menschen. Wir freuen uns schon, bald wieder einmal mit den Beiden etwas zu unternehmen.