Kontrastprogramm auf Puerto Rico
Die nächsten beiden Tage wollten wir mit dem Auto die Insel erkunden, Einkäufe erledigen und Ersatzteile beschaffen. Die VIA hatte vor ihrer Rückkehr nach Europa natürlich eine lange Liste abzuarbeiten. Hier auf Puerto Rico sollten die Möglichkeiten gut und die Preise akzeptabel sein, solche Dinge noch zu erledigen.
Um zehn Uhr trafen wir uns am Parkplatz, um ein Auto zu mieten und dann all die Dinge in Angriff zu nehmen. An die Möglichkeit, dass für heute Morgen gar kein Mietwagen verfügbar sein könnte, hatte niemand gedacht. So schauten wir alle etwas fassungslos aus der Wäsche, als genau dieser Fall eintrat. Und was nun? Das warf unsere Zeitplanung ziemlich durcheinander. Gut, dass wir die richtige Marina ausgewählt hatten. Wir marschierten also zurück ins Marinabüro und dort wurde uns prompt geholfen. Zehn Minuten später holte uns ein Wagen der nächsten Autovermietung am Marinaeingang ab und um elf Uhr saß Dietmar hinter dem Steuer eines Ford Fokus. Mit nur einer Stunde Verspätung brachen wir auf.
Die Straßen waren amerikanisch beschriftet und die Orientierung war daher nicht besonders schwierig. Wir hatten uns entschieden, einen kleinen Ausflug in die Berge in der Nähe von San Juan zu unternehmen. Der Ausflug zu dem von uns ausgewählten See, der in unserer Karte sehr idyllisch aussah, war leider eine Enttäuschung. Aber immerhin bekamen wir schon mal einen Eindruck vom echten Puerto Rico außerhalb unseres gepflegten und gesicherten Ressorts. Auch auf dieser Insel klafft die Schere zwischen reich und arm zum Teil weit auseinander. Viele Häuser erinnerten uns eher an Festungen mit schönen, aber stabilen Gittern an Fenstern und Türen.
Am frühen Nachmittag erreichten wir unsere nächste Station in San Juan. Es handelte sich um eine gerade neu eröffnete und riesengroße Niederlassung des amerikanischen Yachtausrüsters „West Marine“. Hier wollte Jörg den neuen Windmesser für die VIA besorgen. Mit Hilfe des Marinamanagers hatte er ihn schon gestern bestellen können. Auch wir hatten ein paar Dinge auf unserer Liste, die noch zu besorgen waren. In dem klimatisierten Laden konnte man es auch bequem aushalten. Ganz im Gegensatz zu draußen, wo die heiß-feuchte Luft schon ziemlich drückend war. Nach gut einer Stunde waren dann wirklich alle Wünsche erfüllt und wir verließen das Segler-Einkaufsparadies. Auch das Bezahlen war ein Vergnügen, da uns der hilfsbereite Marinamanager auf seine Kundenkarte hatte einkaufen lassen 🙂 Das hat uns einen ordentlichen Rabatt beschert.
Gegen vier Uhr hatten wir unser Auto sicher in einem Parkhaus in der Altstadt von San Juan untergebracht und die Entdeckungstour konnte beginnen. Die Hitze des Tages wurde langsam erträglich und die Kreuzfahrer, die wohl den ganzen Tag die Altstadt bevölkert hatten mussten zurück auf Ihr Schiff. Genauso hatten wir uns das vorgestellt J Entspannt konnten wir durch die schönen Straßen schlendern und die Gebäude, Plätze und Festungen bestaunen. Erst nach Sonnenuntergang brachen wir wieder zurück in Richtung Marina auf.
Der nächste Morgen begann bei der VIA leider nicht so gemütlich. Jörg war schon morgens ganz früh im Mast gewesen, um seinen neuen Windmesser anzubauen. Trotz einer eindeutig frischen Brise im Hafen blieb die Anzeige im Cockpit auch nach dem Austausch stumm. Was für ein Ärger. Gemeinsam mit dem Hafenmanager ging es auf Fehlersuche. So verschoben wir unseren Ausflug erst einmal etwas nach hinten, denn die Lösung technischer Probleme ging vor. Wir wollten die Zeit mit dem Mietwagen wenigstens sinnvoll nutzen und luden unsere leeren Gasflaschen zum Befüllen in den Kofferraum. Der Weg zur Gasbefüllstation war leicht zu finden und da wir alle möglichen Adapter dabei hatten, waren wir optimistisch, den Rückweg mit gefüllten Flaschen antreten zu können. Aber irgendwie passen europäische Gasflaschen und amerikanische Befüllstationen überhaupt nicht zu einander 🙁 und wir mussten unverrichteter Dinge wieder von Dannen ziehen. In der Marina war die VIA auch nicht wirklich weiter gekommen. Da es aber im Moment keine weiteren Möglichkeiten gab das Problem zu lösen, machten wir uns unverrichteter Dinge auf den Weg zum Regenwald. Schon auf dem Hinweg machten wir mehrere große Supermärkte aus, die nach amerikanischem Vorbild an Straßenkreuzungen mit weiteren Geschäften und Restaurants etwas außerhalb der Stadt lagen. Dort wollten wir aber erst auf dem Rückweg einen Stopp einlegen.
In den Regenwald hinein führte eine kleine Landstraße, der wir bis zum Besucherzentrum folgten. Hier bekam man alle wichtigen Informationen und eine kleine Ausstellung zeigte Tiere und Pflanzen, die in dem Gebiet zu finden sind. Ein kurzer Rundweg begann direkt am Besucherzentrum und gab uns einen ersten Einblick in die wunderschöne und vielfältige Natur.
Dann ging es mit dem Auto weiter hinauf in die Berge. Ein Wasserfall, direkt an der Straße gelegen, war unser erster Halt. Nachteil des Nationalparks war eindeutig, dass man viel zu einfach und bequem mit dem Auto in die Natur fahren kann. Das gefiel an diesem Sonntag auch viel zu vielen Puerto Ricanern 🙁 Bei unserer ersten Station waren die vielen Menschen schon deutlich zu spüren und es sollte später noch schlimmer werden. Als nächstes wollten wir nämlich den „Big Tree“-Pfad zu den Mina-Wasserfällen wandern. Der Parkplatz, von dem diese Wanderung startet, war gut gefüllt. Wir hatten uns für den anspruchsvollen Weg extra feste Schuhe mitgenommen. Vor Ort mussten wir aber feststellen, dass sich der Pfad asphaltiert durch den Regenwald schlängelte. Erstaunt betrachteten wir die Massen, die mit Badesachen und Flip-Flops bekleidet und mit Handtüchern bewaffnet in den Wald strömten. Ein Bad unter einem kühlen Wasserfall ist natürlich nicht zu verachten, aber nur deshalb in den Regenwald fahren und eine halbe Stunde wandern. Wir fanden diese Vorstellung irgendwie befremdlich da Puerto Rico ja auch so viele wunderbare Strände zu bieten hat. Aber alle anderen fanden es wohl normal.
Wir machten uns trotz der widrigen Umstände auf den Weg, denn wir waren ja gekommen, um den Regenwald und die „Big Trees“ zu sehen. Eingekeilt in einer Ausflugsgruppe weiblicher Teenager mit lauter Musikuntermalung und eifrigen Gegacker wurde der Hinweg wirklich zum ErlebnisL. Die Rücksichtlosigkeit der jungen Damen war wirklich unbeschreiblich und wenn ich mich schon aufrege, dann will das was heißen:-).
Am Wasserfall angekommen entschieden wir uns sofort gegen ein erfrischendes Bad. Wie die Sardinen tummelten sich Menschen in dem kleinen Wasserbecken. Das konnte doch nun wirklich keinen Spaß machen 🙁 So machten wir uns direkt auf den Rückweg und waren damit unser Teenie-Gruppe los. So konnten wir den Rückweg durch den wunderschönen Wald wenigstens genießen ganz ohne musikalische Untermalung. Mein Ehemann war so angefressen von dem ganzen Zirkus, dass es den Weg im Stechschritt zurückgelegt hat, um sich irgendwie abzureagieren. War bestimmt auch ganz gut so 🙂
Mit dem Mietwagen folgten wir der Landstraße noch tiefer in den Regenwald hinein. Hier war es deutlich einsamer und ruhiger, da keine weiteren Bademöglichkeiten mehr geboten wurden :-). Wir genossen die Natur und die beeindruckende Aussicht bis hinunter an Meer. Kurz vor dem Ende der Nationalparköffnungszeiten machten wir uns auf den Heimweg. Wie geplant hielten wir in der Nähe von Farajado bei einem riesigen Supermarkt an. Nach der Zeit in der Karibik war uns das Angebot auf St. Thomas schon gewaltig vorgekommen, aber was uns hier geboten wurde, übertraf unsere wildesten Phantasien :-). Da die Preise erfreulich niedriger waren, nutzen wir die Gelegenheit, unsere Vorräte wieder gut aufzustocken. In der Dominicanischen Republik, in Kuba und auf den Bahamas würde das Einkaufen bestimmt nicht mehr so einfach und kostengünstig möglich sein.
Der Kofferraum unseres Mietwagens war ein wahres Raumwunder und irgendwann waren auch alle Einkäufe darin verstaut. Einkaufen mit dem Auto ist wirklich eine tolle Sache 🙂 In der Marina standen mehrere Transportwagen bereit, mit denen wir die Sachen problemlos zum Schiff bringen konnten. An Bord mussten wir das ganze Zeug dann nur noch verstauen. Nach dem gelungenen Tag saßen wir noch bei einer Flasche Wein zusammen und diskutierten unsere Pläne für die nächsten Tage. Morgen planten wir erst gegen Mittag in Richtung Ponce aufzubrechen. Bis dahin wollten wir die vorhandenen Annehmlichkeiten der Marina noch nutzen.