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Strohwitwer contra Yachtausrüster und Formel 1 auf dem Douro River

Vor genau einer Woche habe ich Katja mit dem Taxi zu Flughafen von Porto gebracht. Ein böser Zahn hatte sich über Nacht mit fiesen Schmerzen bei ihr gemeldet und sie dazu gezwungen, den geplanten Deutschlandbesuch um zwei Wochen nach vorne zu verlegen. Seit dem darf ich mich mal wieder “Strohwitwer wider Willen” nennen. Wenn das so weitergeht, dann werde ich mir beim nächsten Mal eine “Strohwitwer-Krone” basteln und jeden Tag damit durch den Hafen marschieren. Dann werden die Leute sagen “Guckt Euch mal den armen Kerl an, dem läuft in jedem zweiten Hafen die Frau von Bord”. Wie ich gehört habe, bekommt man Mitleid ja geschenkt 🙂 Naja, was soll`s! Trotzdem macht alles nur halb soviel Spaß, wenn meine Katja nicht da ist. Meistens jedenfalls 🙂

Der Vorteil ist aber, dass man sich voll und ganz darauf konzentrieren kann, Neues zu entdecken und Bekanntschaften zu pflegen. Wie zum Beispiel die Beziehung zu dem Yachtausrüster “Douro Marina” hier im Hafen. Auf dem Zettel der zu erledigenden Arbeiten am Schiff standen Dinge wie: Motorservice durchführen, Trimmfäden an den Segeln erneuern, Aufhängung für Autopiloten anfertigen lassen, Deckscheinwerfer erneuern und noch vieles mehr. Mit diesen Dingen habe ich die in all diesen Belangen unwissende “Dame” hinter dem Schreibtisch in dem Verkaufsraum konfrontiert. Kaugummi-kauend, mit langen Fingernägeln und einem leichten Hauch von Arroganz und fundierter Ahnungslosigkeit sagte sie mir zu, dass ich in den nächsten Tagen eine Email mit den Angeboten der angefragten Arbeiten erhalten würde.

Letztes Jahr hatte ich eine Menge Geld hier gelassen und war mit dem Service Ihres Kollegen wirklich zufrieden. Aber trotz mehrmaliger Nachfrage an verschiedenen Tagen habe ich bis heute keinerlei Infos bekommen. Also habe ich mich schließlich um alles selber gekümmert.

Mit großer Freude und zur Kompensation meines Frustes würde ich gern eine zweite Krone basteln und sie ihr auf ihr ach so schönes Haupt setzen. Wenn ich nur wüsste, was “Umsatzbremse” auf portugiesisch heißt, dann würde ich es in Leuchtschrift auf den Kronenrand schreiben. Dieser Yachtshop ist somit in meinem persönlichen Ranking auf 47 Rang gefallen von 47 besuchten Geschäften. Das musste mal gesagt werden 🙂

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Am Samstag habe ich mir  Fahrrad im Geschäft nebenan ausgeliehen, um meine müden Knochen zu bewegen und um eine Tour nach Porto zu machen.   Ich hatte mich schon auf dem Weg gewundert, warum die Straßen so voller Menschen waren, konnte mir aber keinen Reim darauf machen. Rein zufällig hielt mich dann mitten in Porto der Chef vom Fahrrad- und Rollerverleih auf der Straße an. Er erzählte mir, dass morgen auf dem Douro River ein Motorbootrennen stattfinden würde und drückte mir ein Programmheft in die Hand. “Grande Premio Portugal – F1 Motonautica” Cool, Formel 1 auf dem Wasser! Man muss wissen, dass die sechs Meter langen und 390 KG schweren Rennboote aus Carbon und Kevlar in nur vier Sekunden von 0 auf 160 Km/h beschleunigen und gut 240 Km/h schnell sind. Das ist eine sehr ernsthafte Ansage und verspricht Motorsport im Grenzbereich, also genau nach meinem Geschmack.

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Am Sonntag sollte das große Rennen der Königsklasse um 17:15 starten. Gegen 13:30 hatte ich den Drahtesel schon gesattelt und war in Richtung Porto unterwegs. Das Ereignis wollte ich mir keinesfalls entgehen lassen und dafür wollte ich mir einen Platz in der ersten Reihe sichern. So schmorte ich doch tatsächlich die nächsten zweieinhalb Stunden in der Sonne und kettete mich förmlich mit meinem Fahrrad an einem Zaun fest, von dem aus man alles überblicken konnte. Es wurde fleißig trainiert und im Vorprogramm lieferte sich die Renner der Formel 4 Serie schon teilweise heftige Duelle mit Überschlägen und Saltos in der Luft. Auch ein sehr talentierter Kunstflieger hat uns demonstriert, was man mit einem Flieger so alles anstellen kann. Man muss sich nur einmal vorstellen, dass die Gaudi mitten in der Stadt über den Dächern von Porto stattgefunden hat. Irre gut 🙂

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Wenn so ein Boot mit Top-Speed über das Wasser brettert, befinden sich praktisch nur noch Teile der Kufen und die Schraube im Wasser. Der Rest des Bootes befindet sich in der Luft. Problematisch wird es, wenn sich die Linien der Boote kreuzen und das hintere Boot von der Welle des Vordermannes in die Luft befördert wird. Wird der Winkel zu steil, steigt das Boot wie eine Rakete auf und schlägt Saltos in der Luft, bis es irgendwann wieder auf die Oberfläche aufschlägt. Bei den Geschwindigkeiten ist das Wasser hart wie Beton! Ich weiß, wie es ist, mit einem Rennwagen frontal in eine Leitplanke einzuschlagen. Das tut ganz schön weh und erzeugt eine Menge Bruch. Wer schnell sein will, muss eben was riskieren und darf keine Angst haben. Was die Jungs hier gezeigt haben, war spannender Motorsport vom Allerfeinsten auf höchstem Niveau! Klasse!

Hier ist das Video vom Start! Bitte mal schön laut aufdrehen den Lautsprecher und den Sound genießen:-)

Tief befriedigt und maßlos beeindruckt haben die Zuschauer den Piloten bei der Ehrenrunde eine kräftigen Applaus geschenkt. Es war schon eine sehr coole Nummer mit viel Nervenkitzel und keine weichgespülte Sportveranstaltung. Das haben die Leute auch entsprechend honoriert und sich darüber gefreut. Mit so einer Hummel würde ich auch gern einmal ein paar Runden drehen…… 🙂 Mal sehen, was kommt, wenn das Segeln einmal zu langsam werden sollte. Als alter Sack werde ich dort aber ganz sicher keine Krone mehr gewinnen 🙂

 

 

 

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