Willkommen in Portugal
Der Capitano hatte heute Morgen Hummeln im Popo. Schon um Viertel nach Acht, also für mich gefühlt mitten in der Nacht, verbreitete er (geschäftige) Hektik. Die SY GANESCHA war schon auf und davon. Das ging ja mal gar nicht! So war an den ursprünglichen Plan, erst nach der Funkrunde gegen elf Uhr Anker auf zu gehen, nicht mehr zu denken. Immerhin bekam ich noch die Chance auf ein ordentliches Frühstück. Als auch noch der Finne neben uns den Anker hoch holte, war endgültig kein Halten mehr.
So waren wir um zehn Uhr auch auf der Reise nach Viana do Castelo und erledigten die restlichen Vorbereitungen halt auf dem Weg. So machten wir das Parasailor-Geschirr klar und nach einer Stunde fiel auch auf, dass wir die Funke noch nicht mal angeschaltet hatten. Das Fehlen der Winsch-Kurbel war allerdings schon beim Setzen des ersten Segels aufgefallen. Es gibt nichts Besseres als einen Blitz-Start am Morgen.
Irgendwann war aber dann alles so, wie es sein sollte und unter dem Parasailor machten wir gute Fahrt Richtung Süden. Von Eckhardt von der SY LONI 3 bekamen wir über UKW-Funk noch die letzten Tipps für unseren Weg. Ganz prima, wenn man einen Entdecker vorausfahren hat. So wussten wir schon, dass uns in Viana do Castelo eine große Fiesta erwartet würde. Der Hafen sei überfüllt, aber am Wartesteg wären noch Plätze zu bekommen. Außerdem sei die Einfahrt in den Fluss etwas kabbelig und ab ungefähr 16 Uhr sei mit lokalen Winden bis 30 Knoten zu rechnen. Da sollte der Parasailor besser wieder im Sack sein. Was sollte da noch schief gehen? 🙂
So verlief die Fahrt völlig entspannt. Nicht dass hier ein falscher Eindruck aufkommt. Ich schlafe nicht die ganze Zeit, wenn wir unterwegs sind 🙂 Auch wenn Dietmar das manchmal so erzählt.
Dietmar warf die Schleppangel aus und kurz Zeit später, war der Tag perfekt. Ein Hornhecht, stolze 85 Zentimeter lang, wanderte zur Ergänzung des Bordspeiseplans in unseren Kühlschrank. Leider kann ich dieses Ereignis als Nicht-Angler überhaupt nicht würdig beschreiben, geschweige denn bewerten. Da ich aber immer schon sehr gern Fisch gegessen habe, freue ich mich auf diese mir bisher unbekannte Sorte. Ich werde Euch auf dem Laufenden halten, wie der stattliche Kerl geschmeckt hat.
Um nachher die Zeit an Land komplett nutzen zu können, kochte ich unser Abendessen schon mal unterwegs. Die Zeit an Land ist eigentlich viel zu schade, sie mit so trivialen Dingen wie Kochen zu verschwenden. Und wenn die Bedingungen auf See es zulassen, kann man ja auch dort die Hausarbeit erledigen. Das ist alles Übungssache.
Alle Vorhersagen erwiesen sich als wahr. In der Flusseinfahrt fuhren wir wegen der kabbeligen See lieber einen etwas größeren Bogen und der angekündigte Wind von deutlich über 20 Knoten kam genau zum Anlegen am Wartesteg etwas ungelegen.
In der Stadt tobte das Leben. Ein riesiger Trachtenumzug erinnerte mich fast ein bisschen an Karneval. Die Stimmung war toll und wir ließen uns einfach treiben, probierten hier die köstlichen Farturos, schauten dort an den zahlreichen Ständen und ließen uns von der portugiesischen Lebensfreude anstecken. Das durften Martin und Violetta von der SY GANESCHA nicht verpassen. Die lagen neben uns am Steg und waren noch nicht unterwegs. Gemeinsam stürzten wir uns wieder ins Getümmel.
(Viel mehr Bilder gibt es in der Bildergalerie von Viana do Castelo!!!)
Nach der Verkostung diverser portugiesischer Weine waren wir alle schon recht ziemlich etwas angeschlagen. Aber um 12 Uhr war doch ein Feuerwerk an der alten Festung angesagt! Wir beschlossen, nur kurz auf unsere SUMMER zurückzukehren, um uns mit dem vorbereiteten Abendessen zu stärken, um wieder etwas besser in Form zu kommen. Diese Entscheidung war aber eindeutig ein Fehler. Schon fünf Minuten nach dem Essen war Dietmar selig entschlummert. Anfangs dachte ich noch, keine Problem, den wecke ich dann nachher. Aber irgendwann fielen auch mir die Augen zu. So hörten wir das Feuerwerk zwar, wohlig eingekuschelt in unserer Koje, gesehen haben wir aber nichts. Gut, dass morgen Abend noch eines ist 🙂