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Kubanisches Werft-Drama – 1. Akt

In der Karibik ticken die Uhren anders und auf Kuba erst recht 🙂

Schon nach Dietmars Rückkehr in die Marina war klar, dass unser ursprünglicher Zeitplan wohl nicht eingehalten werden würde. Und als ich eine Woche später in der Marina ankam, waren nur 60% der alten Farbe komplett vom Rumpf entfernt worden. Am dem Montag, an wir eigentlich zurück ins Wasser wollten, griffen wir auch zum Spachtel und unterstützen die Jungs von der Werft beim-abkratzen der alten Farbschichten. Erstaunlich, was man an einem Tag alles schaffen kann, wenn man tatsächlich arbeitet und nicht nur mit dem Werkzeug in der Sonne steht :-(. Auf der schon fertigen Seite gingen die Schleifarbeiten zum Glätten der Oberflächen aber gut voran. Am Dienstagmittag war dann wunderbarerweise die gesamte Farbe entfernt und eine Seite war auch schon komplett geschliffen. So kamen wir jeden Tag unserem Ziel Schritt für Schritt näher und irgendwann stand fest, dass unsere CESARINA am Dienstag, den 3. Mai wieder zurück in ihr Element sollte. Wir waren zunächst begeistert.

Wenn jetzt alles klappte, hätten wir nur eine Woche Verspätung gegenüber unseren ursprünglichen Plänen. Denn mittlerweile hatten wir vom teuren und langweiligen Marina-Leben hier oben auf dem entlegenen Nordzipfel Kubas die Nase voll. Und tatsächlich hingen wir schon um ein Uhr im Travellift. Die Flächen, die vorher von den Stützen verdeckt waren, wurden noch gestrichen und dann ging es endlich zurück ins Wasser.

Endlich schwamm sie wieder und wir freuten uns auf ein angenehmeres Leben an Bord. Eine Nacht würden wir noch in der Marina verbringen, bevor wir morgen früh zu den Bahamas weitersegeln würden – endlich :-). Dietmar startete die Maschine und legte den Rückwärtsgang ein, um langsam aus der Box hinaus zu manövrieren. Leider geschah etwas völlig Unerwartetes: Unsere CESARINA fuhr vorwärts???? Nanu, was war das???? Wir wagten einen zweiten Versuch, der leider dasselbe Ergebnis brachte. Und wenn der Vorwärtsgang eingelegt war, fuhr sie ……rückwärts. Auch entwickelte sie kaum Schub. Da war etwas gewaltig schief gelaufen.

Wir hatten auf der Werft auch das Wellenlager tauschen lassen, das leider mehr Spiel hatte als es haben sollte. Bei dieser Aktion hatten die Mechaniker auch unseren “Max-Prop”, den Drehflügelpropeller, abbauen müssen. Obwohl sich Dietmar mehrfach versichert hatte, ob man mit so einem Propeller umzugehen wisse, war wohl beim Wiedereinbau oder eher beim wieder Zusammenbauen etwas schief gelaufen. Die Welle selber drehte in die richtige Richtung, also konnte unser Problem nur am Propeller liegen. Jetzt ging erst einmal die große Diskussion los. Ein Mechaniker wurde zur Hilfe gerufen. Seine Empfehlung, einfach die Schaltzüge umzudrehen, rief bei Dietmar aber gar keine Begeisterung hervor. Nach einigem Hin-und-Her ging es wieder in den Lift hinein und die CESARINA erneut aus dem Wasser heraus. Das tat unserem frischen Anti-Fouling-Anstrich natürlich gar nicht gut. Also machten sich jetzt die „Experten“ wieder am Propeller zu schaffen und erstaunlicherweise war wohl wirklich etwas schief gelaufen. Also wurde alles wieder auseinander gebaut und anschließend anders herum wieder zusammengesetzt. Dietmar fragte mehrfach nach, ob denn jetzt wohl alle Einstellungen richtig wären. Bei einem Faltpropeller kann man unterschiedliche Winkel der Flügel einstellen (Steigung), die dann elementar entscheidend für den Schub sind, den der Propeller erzeugt. Das wäre jetzt alles wunderbar, war die Antwort.

Zurück im Wasser konnten wir die ersten Erfolge vermelden. Wir fuhren im Vorwärtsgang wieder vorwärts und im Rückwärtsgang wieder rückwärts. Ansonsten waren wir von „wunderbar“ aber noch weit entfernt. Die Steigung war leider doch falsch eingestellt und das bedeutete einen weiteren, kurzen Werftaufenthalt für die CESARINA . Aber nicht heute, denn es war schon nach sechs Uhr und keiner hatte dazu mehr Lust. Am wenigsten Dietmar, dessen Laune und Unverständnis bezüglich so viel Unvermögens auf dem absoluten Tiefpunkt angelangt war. Er hätte es doch besser selber gemacht!

Wir manövrierten uns also hinüber an den Steg. Leider war schon dieses einfache Manöver ohne Wind mit dem komplett falsch eingestellten Propeller, der ein Hochdrehen des Motors unmöglich machte, eine wirkliche Herausforderung und es dauerte eine Weile, bis die CESARINA endlich ordentlich festgemacht war. Für heute hatten wir die Nase gestrichen voll. Unsere geplante Weiterfahrt auf die Bahamas war damit hinfällig, da wir unser Wetterfenster jetzt verpassen würden. Dietmar baute noch den Schalthebel für Gas und Getriebe wieder ein, den der Mechaniker der Werft ausgebaut hatte. So herrschte dann wenigstens wieder Ordnung an Bord und wir konnten uns auf den morgigen Tag vorbereiten. Dietmar studierte intensiv die Installationsanleitung des Max-Prop, um die Arbeiten morgen selber übernehmen zu können. Den Werftmitarbeitern wollten wir lieber nicht mehr vertrauen. Ich warf noch einen Blick auf die Wettervorhersage. Der Wind würde ab Donnerstag auf Nord drehen und kam somit war leider genau von vorn. Daher würden wir Kuba wohl noch ein bisschen erhalten bleiben. Hafentage wider Willen konnte man das auch nennen. Doch das echte Desaster sollte erst noch folgen und alles bisher Gewesene in den Schatten stellen.

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